Am Abend des 16. Mais 2020 entstand in einem stillgelegten Bauernhof nahe der
Schweizer Grenze ein Brand, der Feuerwehren und andere Rettungs-Organisationen
beider Seiten der Grenze durch die Nacht und bis weit in den nächsten Tag
beschäftigten sollte.
Zunächst fing das Feuer im Ökonomiegebäude an, das den westlichen Teil des
Hauptgebäudes bildete. Dieses stand bereits im Vollbrand, als die ersten Kräfte der
Feuerwehr eintrafen. Auch das von der Ostseite her an das Ökonomiegebäude
angrenzende Wohnhaus fiel im Laufe der Nacht den Flammen zum Opfer.

Das Brandobjekt

Bei dem Anwesen handelt es sich um einen unbewohnten Bauernhof, der abseits der
Kernstadt von Weil am Rhein unweit des Stadtteils Otterbach am Waldrand in einem
Trinkwasserschutzgebiet nahe der Schweizer Grenze liegt. Das Anwesen umfasst
das Hauptgebäude, das aus einem Ökonomiegebäude und einem Wohnhaus
besteht. Außerdem befinden sich am westlichen Ende des Ökonomiegebäudes zwei
Silos. Im Nordöstlichen Bereich befindet sich eine Scheune. Der Wald grenzt direkt
an der nordwestlichen Seite des Hauptgebäudes an. Ansonsten ist das Anwesen von
Wiesen und Feldern umgeben. Im ganzen Objekt waren zum Zeitpunkt der Brandes
diversen landwirtschaftlichen Gerätschaften und Fasnachtswagen untergestellt. Die
Lagerung von Düngemittel konnte nicht ausgeschlossen werden.
Zum Zeitpunkt des Brandes herrschte witterungsbedingt große Trockenheit in der
angrenzenden Vegetation.

Die ersten Minuten vor Ort

Um 21:13 Uhr wurden die Abteilungen Stadt und die Abteilung Haltingen mit jeweils
einem taktischen Löschzug, die Messgruppe und die Führungsgruppe der
Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein mit der Meldung „B12 Brand
Landwirtschaftliches Gebäude, Otterbach, Nonnenholzstraße“ alarmiert. Schon auf
der Anfahrt zur Einsatzstelle konnten die Einsatzkräfte die enorme Rauchsäule
erkennen. Auf der Integrierten Leitstelle in Lörrach gingen zu diesem Zeitpunkt
dutzende Notrufe ein.
Der Einsatzleiter vom Dienst, der als erstes um 21:19 Uhr an der Einsatzstelle
eintraf, fand das westliche Ökonomiegebäude bereits im Vollbrand vor und begann,
mit dem kurz danach eintreffenden Zugführer vom ELW 1 der Abteilung Stadt, die
Erkundung. Insbesondere die Erkundung um das Gebäude gestaltete sich, aufgrund
der Wärmestrahlung schwierig. Damit ausgeschlossen werden konnte, dass sich im
Gefahrenbereich Personen befinden, mussten sich die ersten Führungskräfte durch
mehrere hundert Meter Dickicht um das Brandobjekt herumschlagen. Nach
Abschluss der ersten Erkundung konnten Gefahren für Personen größtenteils
ausgeschlossen werden. Als primär größte Gefahr wurde die Gefahr der Ausbreitung
auf das Wohnhaus, die angrenzende Scheune und die umliegende Vegetation
erkannt. Aufgrund der vorhandenen Objektkenntnisse war den Führungskräften
bewusst, dass die mangelnde Löschwasserversorgung nicht für mehr als eine
Riegelstellung zum Wald und der angrenzenden Scheune ausreichen wird. Auf eine
Riegelstellung zum angebauten Wohnhaus wurde aufgrund des
Löschwassermangels und der fehlenden Erfolgsaussichten verzichtet. Eine Gefahr
durch kontaminiertes Löschwasser für die Umwelt bzw. das
Trinkwasserschutzgebiet, in dem sich das Brandobjekt befand, wurde ebenfalls
frühzeitig erkannt und bei der weiteren Planung beachtet.
Nach Abschluss der Lagefeststellung, noch während die ersten Maßnahmen
anliefen, wurde die Nachalarmierung der Abteilungen Ötlingen und Märkt mit jeweils
einem Löschgruppenfahrzeug, von zwei Tanklöschfahrzeugen und der
Multicoptergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Lörrach durch den Einsatzleiter vom
Dienst veranlasst. Kreisbrandmeister Christoph Glaisner machte sich nach der ersten
Lagemeldung ebenfalls auf den Weg zur Einsatzstelle.
Das als erstes vor Ort eintreffende Löschgruppenfahrzeug LF20 und die Drehleiter
DLAK 23/12 der Abt. Stadt wurden auf der Westseite des Gebäudes in Stellung
gebracht und mit der Riegelstellung zum Wald beauftragt. Die Riegelstellung wurde
anfangs mit 2- C-Rohren durchgeführt.
Auf der gegenüberliegenden Ostseite wurde durch die Besatzung des als zweiten
Löschfahrzeugs angekommenen HLF 10 aus Haltingen auch eine Riegelstellung,
anfangs mit einem mobilen Wasserwerfer und später zusätzlich mit zwei C-Rohren
durchgeführt, um den Wald und die nordöstlich liegende Scheune zu schützen.
Die Wasserversorgung für die Einsatzmaßnahmen im westlichen Bereich der
Einsatzstelle wurde zunächst über die Tanks der eingesetzten Löschfahrzeuge und
den Pendelverkehr durch das Tanklöschfahrzeug TLF 24/50, das
Löschgruppenfahrzeug LF 16/12 der Abteilung Stadt sowie das TLF der später
nachgeforderten Berufsfeuerwehr Basel bereitgestellt. Die Einsatzkräfte im östlichen
Bereich der Einsatzstelle wurden durch das TLF 24-50 und das TLF 16-25 der
Feuerwehr Lörrach mit Löschwasser versorgt.
Circa 20 Minuten nach dem Eintreffen der Einsatzkräfte stürzten erste Trümmer des
brennenden Dachstuhls herunter.
Der Einsatzleiter unterteilte die Einsatzstelle in drei Einsatzabschnitte. Abschnitt 1
Brandbekämpfung / Riegelstellung West, Abschnitt 2 Brandbekämpfung /
Riegelstellung Ost und Abschnitt 3 Wasserversorgung. Die primär mitalarmierte
Führungsgruppe unterstützte den Einsatzleiter bei der Koordinierung der
Einsatzkräfte, bei der Dokumentation und übernahm notwendige telefonische
Abklärungen bzw. Informationen von Behördenvertretern.
Die erste B-Leitung zur Wasserversorgung der Einsatzmaßnahmen im
Einsatzabschnitt 2 wurde querfeldein, über 400m von einem Unterflurhydranten,
beim örtlichen Schwimmbad, zur Einsatzstelle verlegt. Die zweite B-Leitung zur
Wasserversorgung der Einsatzmaßnahmen im Einsatzabschnitt 1 wurde aus einem
Weiher, auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau, über 900m zum
Einsatzobjekt verlegt. In diesem Abschnitt wurde neben dem Löschfahrzeug LF Kats
aus Haltingen, die beiden Löschgruppenfahrzeuge LF 8-6 aus Märkt und Ötlingen
sowie der Gerätewagen-Logistik und das LF 8-6 der Abteilung Stadt eingesetzt.
Das Feuer griff gegen 21:45 Uhr vom Ökonomiegebäude auf das angebaute
Wohnhaus über.

Insgesamt fünf Abschnitte gebildet

In einer ersten Lagebesprechung der Einsatzleitung gegen 22:00h wurde von einem
Mitarbeiter der Stadtwerke bestätigt, dass eine Verunreinigung vom Trinkwasser
durch kontaminiertes Löschwasser nicht ausgeschlossen werden konnte. Aufgrund
der Brandintensität wurde klar, dass die Löschwasserversorgung für eine effektive
Brandbekämpfung nicht ausreichen würde. Durch die starke Rauchwolke, die in
mehreren hundert Metern Höhe wechselweise in unterschiedliche
Himmelsrichtungen zog, konnte eine Gefährdung der Bevölkerung im Dreiländereck
Deutschland, Frankreich und der Schweiz durch Atemgifte nicht ausgeschlossen
werden. Aus diesem Grund wurden zwei weitere Abschnitte gebildet und mit
nachalarmierten Kräften besetzt. Dem Einsatzabschnitt 4 „Messen“ wurden die
Messgruppen der Feuerwehr Lörrach und der Feuerwehr Rheinfelden unterstellt. Im
Einsatzabschnitt 5 wurden die Maßnahmen zum Schutz des Trinkwassers
gemeinsam mit den Mitarbeitern der Stadtwerke, vom Wasserverband
Markgräflerland und vom Fachbereich Umwelt des Landratsamtes Lörrach
koordiniert und abgesprochen.
Damit die Wasserversorgung für die Brandbekämpfungsmaßnahmen ausreichen
würden, entschied sich der Einsatzleiter für die Nachalarmierung der Feuerwehr
Basel mit einer Wasserförderkomponente. Kräfte der Berufs- sowie der
Milizfeuerwehr Basel bauten daraufhin eine doppelte A-Druckleitung vom Fluss
Wiese, über 810 Meter, zum Brandobjekt auf.
Mit der Drehleiter, dem Rüstwagen sowie dem Rollcontainer Strom/Licht wurde die
komplette Einsatzstelle ausgeleuchtet, um der einsetzenden Dunkelheit
entgegenzuwirken und um die Sicherheit der eingesetzten Einsatzkräfte zu erhöhen.
Da mittlerweile alle Einsatzkräfte und Einsatzmittel der Freiwilligen Feuerwehr Weil
am Rhein im Einsatzgeschehen gebunden waren, wurde zur Sicherstellung des
Grundschutzes im Stadtgebiet ein Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Lörrach in
Bereitschaft versetzt.
Gefahr durch Atemgifte für die Bevölkerung und für Umwelt und Trinkwasser
befürchtet
Durch die Messgruppen aus Lörrach und Rheinfelden wurden Geruchsproben an
diversen Messpunkten im Stadtgebiet durchgeführt. Die Messpunkte wurden
entsprechend der Windrichtung bestimmt, in die der Rauch getrieben wurde. Da der
Rauch mehrfach vom Wind in Richtung Basel getrieben wurde, wurde die
Messgruppe Roche für Messungen in Basel gerufen. Bei allen Messungen wurde
keine Schadstoffbelastung festgestellt, alle Werte waren im Normbereich. Ebenfalls
wurden im Verlauf des Einsatzes mehrfach Löschwasserproben zur späteren
Analyse gezogen.
Die defensive Taktik der Riegelstellung wurde bis zur Sicherstellung von ausreichend
Löschwasser zur Brandbekämpfung und bis zur Bestätigung, dass der betroffene
Trinkwasserbrunnen vom Netz genommen wurde, beibehalten.
Gegen 23:00h konnten die Maßnahmen der Brandbekämpfung intensiviert werden.
Hierfür wurden zusätzlich zu den Rohren, die im Einsatz waren, ein weiterer mobiler

Wasserwerfer, das Wenderohr der Drehleiter und ein B-Rohr auf der Südseite
eingesetzt.

Das DRK war mit zwei Notfall-KTWs zur Absicherung der Einsatzkräfte vor Ort. Vom
Energiedienst und dem Gasversorger wurde das Gebäude vom Netz genommen.
Der Oberbürgermeister der Stadt Weil am Rhein, Herr Wolfgang Dietz, und die
Amtsleiterin des Rechts- und Ordnungsamtes, Frau Ellen Nonnenmacher, kamen
gegen 22:30 Uhr zur Einsatzstelle, um sich ein genaueres Bild der Lage zu machen
und um gegebenenfalls Unterstützung zu leisten.
Feuer unter Kontrolle
Um 23:00 Uhr wurde durch die Polizei eine Trinat-Meldung und eine Warnung an die
Bevölkerung über die NINA-App veranlasst. Diese wurden dann gegen 00:30 Uhr
morgens zurückgenommen. Nachdem die Wasserversorgung aufgebaut war, wurden
die überörtlichen Einsatzkräfte sowie die Abteilungen Ötlingen und Märkt aus dem
Einsatz entlassen, letztere, um dann gegen 03:00 Uhr die eingesetzten Einsatzkräfte
wieder abzulösen. Das Feuer war gegen 23:30 Uhr unter Kontrolle.
Zur Versorgung der Einsatzkräfte wurde die Versorgungs- und Logistikgruppe der
FW Weil am Rhein nachgefordert. Durch diese Gruppe, die aus Mitgliedern der
Altersmannschaft besteht, die Rahmen der Kampagne 65+ sich weiterhin
engagieren, wurden die eingesetzten Einsatzkräfte mit Kalt- und Warmgetränken,
sowie ausreichend Speisen über die gesamte Einsatzdauer versorgt.
Die Anzahl der Abschnitte konnte im Laufe der Zeit auch reduziert werden. Mit dem
Multicopter der FW Lörrach wurde die Einsatzstelle mehrfach überflogen und
Luftaufnahmen gemacht, um sich ein genaueres Bild der Lage machen zu können.
Für wirksamere Nachlöscharbeiten und um einen Einsturz auf die Einsatzkräfte zu
verhindern, wurde ein Bagger einer Fachfirma angefordert, der nach Eintreffen zuerst
die Gebäudeteile entfernte, die drohten herabzustürzen und anschließend Öffnungen
im Gebäude schuf, um die löschenden Kräfte zu unterstützen.

Der nächste Tag

Die Löschmaßnahmen konnten um 02:00 Uhr reduziert und die Wasserversorgung
aus der Wiese rückgebaut werden.
Gegen 03:00 Uhr morgens lösten dann Kräfte der Abteilungen Haltingen, Ötlingen
und Märkt die bisher eingesetzten Kräfte ab. Um 05:30 Uhr konnten die
Löschmaßnahmen auf zwei C-Rohre reduziert und die Wasserversorgung zu den
LGS-Teichen aufgelöst werden. Nun stand die Wasserversorgung lediglich über die
Schlauchleitung vom Hydranten beim Schwimmbad.
Um die Glutnester zu erreichen, wurde mit dem Bagger im Laufe des Morgens die
Zwischendecke des Ökonomiegebäudes geöffnet. Ab 06:30 Uhr wurde eine
Brandwache bestehend aus 12 Einsatzkräften eingerichtet. Die Einsatzleitung wurde
vom Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein, der an diesem
Wochenende auch Einsatzleiter vom Dienst war, an den ersten stellvertretenden
Kommandanten der Wehr übergeben. Die restlichen Einsatzkräfte konnten die
Heimfahrt antreten. Die Brandwache wurde gegen 09:30 Uhr abgelöst.
Bis 13:30 Uhr mussten immer wieder Nachlöscharbeiten aufgrund immer wieder
aufflammender Glutnester durchgeführt werden. Die letzte Schlauchleitung zur
Wasserversorgung konnte eine Stunde später, gegen 14:30 Uhr schlussendlich
abgebaut werden. Die Einsatzstelle wurde dann, nach ausgiebiger Kontrolle mit der
Wärmebildkamera, der Polizei übergeben. Im Auftrag der Ortpolizeibehörde wurde
die Einsatzstelle komplett abgesperrt. Nach einer Kontrolle der Einsatzstelle um
17:30 Uhr und um 19:30 Uhr konnte der Einsatz gegen 20:15h nach 23 Stunden
Einsatzdauer beendet werden.
Haupt- und ehrenamtliche Kräfte waren im Anschluss an den Einsatz mehrere Tage
damit beschäftigt, alle verwendeten Gerätschaften und Materialien zu reinigen und
Instand zu setzten.

Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass der Brand von einem landwirtschaftlichen
Gebäude, im sonst eher urban ausgeprägten Einsatzgebiet im Dreiländereck, einer
der größten und umfangreichsten Brandeinsätze, den die Feuerwehr Weil am Rhein
in den letzten Jahren zu bewältigen hatte, war. Aufgrund der Lage des Gebäudes in
einem Trinkwasserschutzgebiet, fernab einer ausreichenden
Löschwasserversorgung und aufgrund der vorherrschenden Dürre im angrenzenden
Wald standen die Einsatzkräfte anfangs schon vor einer großen Herausforderung.
Diese Herausforderung konnte dank der guten und unkomplizierten Zusammenarbeit
aller Feuerwehren im Dreiländereck bewältigt werden. Der gesamte Einsatz verlief
unfallfrei ohne Schädigung von Einsatzkräften ab. Die wertvolle Unterstützung des
örtlichen Einsatzleiters durch den Kreisbrandmeister hat sich auch bei diesem
Einsatz bewährt. Verbesserungspotential für künftige Einsätze wurde bei den
verantwortlichen Führungskräften bei der Wasserversorgung über lange
Wegstrecken, der Einsatzplanung für entsprechende Objekte und bei der
Einsatzdokumentation erkannt.
Das teilweise nicht unumstrittenen Durchsetzen einer defensiven Taktik zum Schutz
der Umgebung und des Trinkwassers bestätigte sich im Nachgang. Nach Auskunft
des örtlichen Wasserversorgers hätte eine Sanierung des Trinkwasserschutzgebietes
den Wert des kompletten Brandobjektes vielfach überschritten. Das Brandobjekt
wäre auch mit einer offensiveren Angriffstaktik nicht zu retten gewesen.
Die Hygienemaßnahmen, die notwendig waren um die Einsatzbereitschaft der Wehr
während der Covid-19 Pandemie sicherzustellen, vereinfachten die Bedingungen im
Einsatz nicht.

Verfasst von Gerold Engler, Team Öffentlichkeitsarbeit der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein und
Frank Sommerhalter, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein.

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